Deutschlehrerin aus der Ukraine besucht Gymnasium Mellendorf
Die Deutschlehrerin und Schulleiterin Olga Losenko von der Schule Lyzeum 14 von SF Hruschewskyj in Kiew nutzt das Hospitationsprogramm des pädagogischen Austauschdienstes, um den Schulalltag in Deutschland hautnah mitzuerleben und Einblicke in die Lehrmethoden des Gymnasiums zu gewinnen. Franziska Jaap, stellvertretende Schulleiterin am Gymnasium und Gastgeberin für Frau Losenko für drei Wochen, beschreibt die Besonderheit des diesjährigen Austauschs: „Die Ausreise aus der Ukraine gestaltete sich für die Kollegin aus Kiew als wirklich schwierig. Frau Losenko war 35 Stunden mit dem Bus unterwegs, 13 Stunden hat sie vor der Grenze nach Polen verbracht, da die Grenzstation auch sämtliches Gepäck und Ausreisepapiere umfangreich kontrolliert hat.“
Aufgrund der Ankunft mitten in der Nacht, startete die Ukrainerin daher erst mit einem Tag Verspätung in die Hospitation. Im Verlauf der Woche besuchte Losenko dann aber bereits in mehreren Klassen unterschiedlicher Jahrgangsstufen den Unterricht und kam dabei sowohl mit Lehrkräften als auch mit den Schülern ins Gespräch. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie interaktiv und offen der Unterricht hier gestaltet wird“, so Losenko. „An meiner Schule arbeiten wir momentan aufgrund der Luftangriffe im zwei Schichten-System. Die Grundschüler und Zehnt- und Elftklässler beginnen um 8.00 Uhr, ab 13.00 Uhr kommt dann die zweite Schicht der Sechstklässler, Siebtklässler, Achtklässler und Neuntklässler.“ Grund dafür ist der Luftschutzkeller, der zur Schule gehört und lediglich Platz für 400 Personen bietet.
Neben dem Unterricht bietet die Hospitation aber auch Gelegenheit für intensiven kollegialen Austausch. Die Mellendorfer Kollegen geben der ukrainischen Lehrerin Einblicke in ihre Unterrichtsvorbereitung, -gestaltung und -methoden. Themen, wie die Förderung von Lesekompetenz, interaktiver Unterricht mit digitalen Tafeln und die Förderung von Kommunikationsfähigkeiten standen im Mittelpunkt der Diskussionen. Beide Seiten profitierten von diesem Wissenstransfer: „Solche Begegnungen öffnen den Blick und bringen neue Perspektiven in unsere eigenen Unterrichtspraktiken“, sagt Jaap, die für die Unterrichtsqualität am Gymnasium zuständig ist.
Auch die Schüler hatten die Möglichkeit, mehr über das Bildungssystem in der Ukraine zu erfahren. In einigen Klassen erzählte Losenko von ihrer Schule und dem Leben in der Ukraine. Die Schüler hörten gespannt zu und nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen. „Einige wollten wissen, ob es Schulrucksäcke in der Ukraine gebe, andere stellten Fragen zur ukrainischen Politik und meiner Einstellung zu Trump“, so Losenko. „Die Schüler sind hier sehr interessiert und offen im Umgang mit mir.“
Am Ende der Woche zeigt sich die ukrainische Lehrerin dankbar für die Erfahrungen und Eindrücke, die sie sammeln konnte. „Das Engagement der Kollegen hier ist wirklich besonders. Die Hospitation ist für mich eine große Bereicherung, und ich freue mich darauf, vieles davon an meine Schüler und Kollegen in der Ukraine weiterzugeben.“
Auch die Schulleiterin Katrin Meinen sieht in der Hospitation einen wertvollen Schritt zur Förderung internationaler Zusammenarbeit: „Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtiger denn je, Brücken zu bauen und den Austausch über Grenzen hinweg zu fördern. Wir freuen uns über diesen besonderen Kontakt in die Ukraine und wünschen Frau Losenko und ihrer Schule, dass sie bald zu einem friedlichen Schulalltag zurückkehren können.“