Mit Erasmus+ nach Schweden

„Lernen ist eine Erfahrung, alles andere ist nur Information.“ – Albert Einstein

Tagtäglich verbringen wir Stunden in der Schule, durchleben denselben Tagesablauf und sammeln viel theoretisches Wissen. Doch wie fühlt es sich an, dieses Muster zu durchbrechen, das erste Mal alleine auf sich gestellt zu sein und ein anderes Schulsystem kennenzulernen? Diese wertvolle Erfahrung durfte ich Anfang des Jahres für zwei Wochen in Schweden bei meiner fantastischen Gastfamilie im Rahmen des Erasmusprogramms machen.

Schulsysteme variieren stark zwischen verschiedenen Ländern und prägen die Erfahrungen der Schüler auf unterschiedliche Weise. Durch verschiedene Schwerpunkte in den Lehrplänen bleiben viele Unterschiede unbemerkt, solange man nicht direkt damit konfrontiert wird. Daher war es äußerst interessant für mich, die Schule in Schweden zu erleben.

Unser Schulalltag ist geprägt von Struktur und klassischem Unterricht. Doch in Schweden fielen mir sofort die zahlreichen Unterschiede auf. Dort herrscht ein viel persönlicheres Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, die sich duzen. Auch der Klassenraum ist oft laut, da die Schüler sich untereinander gut kennen, oft seit ihrer Kindheit, da die Grundschule bis zur neunten Klasse geht. Zudem sind die Klassen deutlich kleiner. An der Ängas Skola gibt es nur etwa 450 Schüler, was zu einer viel familiäreren Atmosphäre führt im Vergleich zu unserer Schule. Die Schule liegt auf einer Insel im Westen Schwedens.

Anders war vor allem der unregulierte Stundenplan. Während wir in der Regel 90- oder 45- minütige Unterrichtsblöcke haben, gibt es in Schweden keine einheitliche Regelung. Die Unterrichtseinheiten können variieren, zum Beispiel zwischen 55 und 75 Minuten. Die Schultage und -stunden enden ebenfalls immer unterschiedlich. Die Fächer sind deutlich praxisorientierter gestaltet. Im Wirtschaftsunterricht haben die Schüler beispielsweise eine Aktiensimulation durchgeführt und über mehrere Wochen einen Wettbewerb veranstaltet. Derjenige, der den größten Gewinn erzielt hat, erhielt einen kleinen Preis. Besonders gefallen hat mir auch das kostenlose und sehr leckere Mittagessen.

Insgesamt kann ich sagen, dass mir der Aufenthalt in der schwedischen Schule sehr gefallen hat und dass sowohl das deutsche als auch das schwedische Schulsystem ihre Vor- und Nachteile haben.

Was meinen Aufenthalt jedoch noch besser gemacht hat, war meine wundervolle Gastfamilie. Alle haben mich unglaublich nett aufgenommen und sich bemüht, meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Besonders das gemeinsame Kochen mit meiner Gastmutter hat mir sehr gefallen. Zu einer fremden Familie zu fahren, ist zunächst angsteinflößend. Doch ich wurde mit offenen Armen empfangen. Wir haben gemeinsam Spiele gespielt, Filme geschaut und uns gut unterhalten. Der Ausflug auf die Insel Marstrand war einer der vielen Höhepunkt, trotz des windigen und regnerischen Wetters. Dort durfte ich sogar traditionelle Hausmannskost von einer echten schwedischen Oma probieren (sehr empfehlenswert!).

Doch was habe ich in diesen zwei Wochen wirklich gelernt? Alles klingt sehr angenehm und leicht, fast wie Urlaub. Aber ich habe gelernt, dem Leben offener gegenüberzutreten. Manchmal haben wir Angst vor unbekannten Situationen oder fühlen uns nicht bereit für neue Erfahrungen. Doch gerade diesen Situationen müssen wir Platz einräumen, um zu wachsen. Selbst wenn sie nicht immer positiv enden, können wir dennoch daraus lernen, und das ist das Wichtigste.