Schüler des Gymnasiums Mellendorf als Staatschefs: Drei Tage im Weltpolitik-Karussell

Wie sieht es wohl aus, wenn ein 18-Jähriger über die internationalen Handelsbeziehungen seines fiktiven Staates verhandelt, den Klimawandel bekämpfen will und gleichzeitig eine diplomatische Krise in der Nachbarregion bewältigen muss?

Die Antwort darauf lieferten 43 Schüler*innen des Gymnasiums Mellendorf (GM) vom 13. bis 15. Januar beim Planspiel POL&IS (Politik & Internationale Sicherheit).

In den Räumlichkeiten des CVJM in Abbensen schlüpften sie in die Rollen von Staatsoberhäuptern, Umweltministern, NGO-Vertretern und Pressevertretern – und schauten einander dabei genau auf die Finger.

Der Einstieg in die komplexe Weltpolitik war für einige Schüler eine echte Herausforderung. „Am Anfang hatten wir alle keine Ahnung, was zu tun ist“, gesteht Lisa, die als Staatschefin der Region Europa ins Planspiel startete. Doch nach ein paar Stunden sei klar gewesen: Hier geht es nicht nur um Reden schwingen, sondern um knallharte Entscheidungen.

Unter der fachkundigen Anleitung von Jugendoffizieren der Bundeswehr lernten die Teilnehmer wie Staaten handeln und warum so viele Interessen oft in Konflikt geraten. Handels- und sicherheitspolitische Entscheidungen mussten getroffen, Ressourcen verwaltet und Konflikte diplomatisch gelöst werden. Und das alles unter den wachsamen Augen von Generalsekretären, Waffeninspekteuren und der Weltbank, die die Schüler*innen ebenfalls aus den eigenen Reihen besetzten.

Die Simulation bot den Schüler*innen eine perfekte Ergänzung zu ihrem aktuellen Thema im Politik-Wirtschaft-Unterricht: internationale Sicherheitspolitik. „Plötzlich haben wir verstanden, warum es so schwierig ist, den Klimawandel auf globaler Ebene zu bekämpfen oder Frieden in Krisengebiete zu bringen“, erzählt Niklas, der als Umweltminister für Nordamerika Verantwortung trug.

Auch außerhalb der offiziellen Sitzungen – sei es beim gemeinsamen Mittagessen oder in den Kaffeepausen – blieb das Spielthema präsent. Strategien wurden geschmiedet, Allianzen geschlossen und geheime Deals verhandelt. „Das war ein bisschen wie eine Mischung aus UNO und „House of Cards““, lacht Paula, die als Pressevertreterin kritisch über die Entscheidungen der Staaten berichtete.

Die Abgeschiedenheit des Freizeit- und Begegnungszentrums des CVJM in Abbensen bot die ideale Kulisse für die Simulation. Ohne die Ablenkungen des Schulalltags tauchten die Teilnehmenden tief in ihre Rollen ein. „Man hat wirklich vergessen, dass wir Schüler*innen sind“, berichtet Lukas, der als Vertreter der Weltbank hartnäckig an Finanzierungsfragen arbeitete. Besonders beeindruckend sei gewesen, wie ernst alle ihre Rollen nahmen – ob als Staatenvorstand oder als NGO-Aktivist, der immer wieder auf Missstände aufmerksam machte.

Nach drei intensiven Tagen stand eines fest: Das Planspiel war nicht nur eine spannende Erfahrung, sondern auch eine wichtige Lektion für die Teilnehmenden. „Es hat uns gezeigt, dass Politik nicht schwarz-weiß ist“, resümierte Lehrkraft Markus Bauch, der das Projekt plante und betreute.

Für die Schüler*innen bleibt POL&IS sicherlich in Erinnerung – nicht nur, weil sie für ein paar Tage Staatschefs spielen durften, sondern auch, weil sie erkannt haben, wie komplex und spannend die Weltpolitik sein kann. Und wer weiß? Vielleicht saß hier schon die nächste Außenministerin oder der nächste UN-Generalsekretär im Sitzungsraum in Abbensen.

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