Schüler*innen informieren sich über die Arbeit des Asphalt-Magazins

„Obdachlosigkeit kann jeden treffen.“

Am 22. Januar besuchte Herr Eichler, Leiter Vertrieb und Verwaltung beim Asphalt Magazin, den Kurs SF4 des Jahrgangs 13. In der Woche zuvor waren die Schüler*innen zusammen mit Frau Ulm und Herrn Fey in Hannover und haben sich von einem „Asphalt-Guide“ bei einem sozialen Stadtrundgang die City von Hannover aus einem besonderen Blickwinkel zeigen lassen. Bei einem Rundgang im Bereich des Hannoveraner Hauptbahnhofs wurden persönliche Geschichten und Erfahrungen zum Schwerpunkt Alkoholabhängigkeit und Wohnungslosigkeit vermittelt. Eine zum Teil bedrückende Erfahrung für die Mellendorfer Schüler*innen.

Wie Menschen in diese Situation gelangen können und wie Asphalt bei dem Weg heraus helfen kann, erläuterte dann Herr Eichler den jungen Erwachsenen in der Schule und die Schüler*innen hörten interessiert und gebannt zu.

Sozialer Stadtrundgang „Weg aus Suff mit Selters“

Hier ein paar Infos aus dem Vortrag als Zusammenfassung

Das soziale Straßenmagazin „Asphalt“ finanziert sich zu 27 % aus Magazinverkäufen und zu 73 % aus Spenden. So bleibt das Magazin unabhängig in der Wahl der in der Zeitschrift dargestellten Beiträge und der Unterstützung der Wohnungs- und Obdachlosen.

Seit 2019 sind die Spenden jedoch rückläufig, sodass aktuell auf Rücklagen zurückgegriffen werden muss. Die finanziellen Mittel reichen möglicherweise nur noch für zwei Jahre, da die Kosten zu hoch sind.

Herr Eichler betreut aktuell mehr als 230 Verkäufer*innen des Asphalt Magazins. Er kennt ihre Geschichten und schildert eindrücklich die Ursachen und Folgen der Obdachlosigkeit. So berichtete er über einen ehemaligen Fußballspieler, der sogar kurz vor einem Profivertrag stand. Mehrere unerwartete Schlaganfälle, die zu Lähmungen und Sprachstörungen führten, beendeten seine Träume und fesselten ihn seitdem an den Rollstuhl. Weitere Schicksalsschläge führten dann schließlich zu einem Leben auf der Straße. Herr Eichler konstatierte, dass aber auch sozialer Druck, psychische Erkrankungen und Drogenerfahrungen Menschen in die Wohnungs- und Obdachlosigkeit führen können. Nach dem Verlust der Arbeitsstelle kommt es zur Überschuldung, Konto- und Energieversorgungssperren führen zur Wohnungsräumung, staatliche Unterstützung bleibt dann oft aus und die Menschen landen auf der Straße.

Hilfe finden obdachlose Menschen unter anderem bei der Bahnhofsmission oder sozialen Einrichtungen. Jedoch verlieren viele dieser Einrichtungen zunehmend die finanzielle Unterstützung und müssen schließen.

In Deutschland gibt es derzeit etwa 600.000 wohnungslose Menschen. Die Erfassung dieser Zahl ist schwierig, da viele Betroffene keine feste (Hilfs)-Adresse angeben wollen, um Haftbefehlen oder Rechnungen zu entgehen. In Hannover gibt es etwa 1.100 obdachlose und über 4.000 wohnungslose Menschen (die in Notunterkünften untergebracht sind). Übergriffe auf Obdachlose nehmen zu, werden aber selten angezeigt, da die Obdachlosen oft selbst Ordnungswidrigkeiten begangen haben (z. B. „wildes Campen“) und sich vor der Strafverfolgung fürchten. Notunterkünfte vermeiden viele Menschen wegen der mangelnden Privatsphäre, Diebstahl und Gewalt.  Ein Beispiel für die prekäre Situation in den Notunterkünften war der sogenannte „Wallraff-Bunker“, der ursprünglich als Luftschutzbunker diente und ab 1975 als Notunterkunft genutzt wurde. Die Zustände dort waren aber unhaltbar, weshalb er 2011 geschlossen wurde.

Wie kann man helfen?

Natürlich stellte sich für die Schüler*innen die Frage wie man persönlich helfen kann. Soll man vermeintlich Obdachlosen, die in Hannovers Straßen nach Kleingeld fragen, Geld geben? Was kann man tun?

„Nicht wegsehen!“ Herr Eichler betonte, dass Egoismus in der Gesellschaft ein großes Problem sei, und dass jeder in die Situation geraten könne. Organisationen wie Resohelp und die Tafel leisten wertvolle Hilfe für Bedürftige. Hier könne man sich auch als Schüler*in einbringen. Ansonsten gelte es hinzuschauen, Gespräche anzubieten und Unterstützung im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu leisten. Jeder kann etwas tun!

Hilfe wird immer gebraucht
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