(Hänellä) ei ole kaikki muumit laaksossa… – Er hat nicht alle Mumins im Tal…

In Helsinki sind sie überall – die Mumins finden sich in Geschäften, auf Werbeplakaten, auf Tassen, in der Sprachschule. Wer die trollähnlichen Wesen, die der finnisch-schwedische Autor Tove Jansson erfunden hat, noch nicht kennt, der lernt sie spätestens in Finnland kennen. Und irgendwie sind die Mumins auch ein Symbol für die Finnen und für das Land. Sie leben in einer friedlichen, harmonischen Umgebung, sind abenteuerlustig und freundlich miteinander, haben einen feinen Humor und vermitteln zeitlose und universelle Werte.

Nach einem Flug in die verschneite, winterlich kalte Hauptstadt begann am ersten Montag in den Osterferien der Kurs mit dem Titel Cultivating Diversitiy and Inclusion.

Die Schule bzw. teacher academy liegt äußerst zentral in Helsinki, 5 Gehminuten vom Bahnhof und vom Einkaufszentrum KAMPPI entfernt. Die „Klasse“ war mit 15 Lehrkräften aus Deutschland, Portugal, Zypern, Spanien und Rumänien wirklich europäisch, sodass während des Unterrichts und auch in den Pausen vorwiegend auf Englisch gesprochen wurde.

Gleich am ersten Tag stellten alle ihre Schulen vor, sodass wir Teilnehmer*innen Einblicke in ganz unterschiedliche Bildungssysteme und Herausforderungen bekommen konnten. Da Helsinki so viel zu bieten hat und auch im verschneiten März eine Reise wert ist, wurde am Nachmittag die finnische Hauptstadt mit ihren Zahlreichen Sehenswürdigkeiten „erlaufen“. Am zweiten Tag lag der Fokus auf dem Begriff „Interkulturelle Kommunikation“. Wir führten Experimente mit Zahnstochern durch und konnten selbst erfahren, wie Barrieren und Stereotypen Kommunikation miteinander ver- bzw. behindern. „Stereotypen“ durften wir dann auch abends in der Oper in Helsinki auf den Grund gehen. In Helsinki gibt es in der Oper an verschiedenen Stationen kostenlosen Tee für die Opernbesucher*innen. Ob der das Husten während der Vorstellung verhindern soll oder einfach das Ziel hat, die finnische Geselligkeit zu unterstützen, konnten wir aber nicht zufriedenstellend rausfinden….

Der dritte Tag stand unter dem Titel „Interkulturelles Bewusstsein“. Im Kurs durften wir die Teilnehmer*innen aus den anderen Ländern ganz unverblümt nach unseren „Vorurteilen“ fragen. So mussten wir als Deutsche zum Beispiel die Fragen über uns ergehen lassen, ob wir uns denn wirklich gut fühlen mit unseren ganzen Regeln und Restriktionen? Und ob Sauerkraut und Würstchen wirklich „typisches deutsches Essen ist“… Nachmittags lernten wir dann das finnische Vorzeigeprojekt im Bereich Inklusion – die Helsinkier Bibliothek kennen. Nicht nur das Design ist besonders, in dieser Bibliothek gibt es Räume zum Kochen, Nähen, Computerspielen, Musikmachen und zu vielen anderem mehr… Ein Nachmittag reichte gar nicht aus, um Oodi komplett zu erfassen! Am vierten Tag beschäftigten wir uns mit der Thematik des „Culture shocks“. Dieses Konzept beschreibt das Gefühl des Unbehagens, das Menschen erleben können, wenn sie in eine neue und fremde Kultur eintauchen. Ein uns Teilnehmer*innen gänzlich unbekanntes Gefühl nach 4 Tagen Finnland.

Doch was ist überhaupt „Kultur“? Und was ist „finnische Kultur“? In Finnland gibt es insgesamt mehr Saunen als zugelassene Autos, diese und zahlreiche weitere „Fun facts“ stellte uns unsere engagierte Kursleiterin Maria vor. Außerdem wurden wir per App zu einer „Challenge“ angeleitet, um finnische Kultur hautnah zu erfahren und in Kontakt mit den „reservierten“ Finnen zu treten. Und abends stand dann wieder „Kultur“ auf dem Stundenplan. Diesmal nicht Oper, sondern Musiikkitalo – Helsinki Music Center. Nicht nur die Orgel im Konzertsaal war beeindruckend, auch das Konzert war einzigartig. Und Tee gab es natürlich auch wieder – kostenfrei für alle Besucher*innen. Am fünften Tag wurde dann intensiv Gruppenarbeit betrieben und natürlich reflektiert. Was war der beste Moment in dieser Woche? Und welchen Erasmus-Kurs wirst du als nächstes besuchen? Und da nicht nur Finnen, sondern auch Erasmus-Teilnehmer*innen äußerst gesellig sein können, wurde die Helsinki beim „Italiener im Bahnhof“ gefeiert, und natürlich Treffen für gemeinsame vereinbart.

Nach einer Woche Erasmus weiß ich nun auch, dass die Finnen immer alle „Tassen im Schrank“ haben, dafür aber manchmal nicht alle Mumins im Tal 😉

Franziska Jaap, März 2024